Eine „möttsembel“, eine besondere Delikatesse also, hatte der Maurersohn Baltasar Carl seiner Geliebten vom Tölzer Jahrmarkt mitgebracht. Noch spät am Abend stieg er bei ihr durchs Fenster ein, um seine Gabe zu überbringen. Was dann passierte, war tragisch und offenbart menschliche Abgründe – allerdings nur dem, der das Gerichtsprotokoll aus dem Jahr 1705 lesen kann. Leider sind die schwungvoll hingekratzten Zeilen des Gerichtsschreibers für Ungeübte kaum zu entziffern.
Zur Einübung in alte Schriftbilder haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatlichen Archive Bayerns nun eine Leseanleitung mit Beispieltexten aus unterschiedlichen Epochen erstellt. Damit kann man das Lesen der Deutschen Schrift, aber auch der lateinischen Schriften der Vergangenheit Schritt für Schritt selbst erlernen. Die gesammelten Schriftbeispiele sind als Buch erhältlich, aber auch online.
Unter
http://www.gda.bayern.de/DigitaleSchriftkunde kann sich jeder selbst an kniffligen Schriften und Abkürzungen aus den Schreibstuben früherer Jahrhunderte versuchen."