Von
Ulfkotte, Josef
Staats- und Universitätsbibliothek Bremen
Dissertation von Josef Ulfkotte (2002). "Das Turnkonzept Friedrich Ludwig Jahns hat als Modell und Impulsgeber für die turnerische Entwicklung in Niedersachsen und in Westfalen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle gespielt. Getragen von dem Geist der Befreiungskriege konnte das Turnen nach 1815 auch im niedersächsisch-westfälischen Grenzraum Fuß fassen. Dabei handelte es sich keineswegs um alternative Bildungseinrichtungen, wie Jahn sich den Turnplatz dachte, sondern um staatlich kontrollierte Einrichtungen, die eng mit den (höheren) Schulen verbunden waren. Der Oberpräsident der preußischen Provinz Westfalen ließ in Münster nach dem Turnverbot 1819/20 eine Privatturnanstalt anlegen und duldete die Gründung weiterer Turninitiativen unter den Schülern des Gymnasium Paulinum. Als in der Öffentlichkeit die kritischen Stimmen gegen die einseitige und übermäßige intellektuelle Belastung der Schüler an den höheren Schulen immer lauter wurden, beschlossen die Schulleiter der westfälischen Gymnasien 1829 die Einführung gymnastischer Übungen, die von den Behörden genehmigt wurde. Anders als in Preußen hatten die Regierungen in Hannover und Braunschweig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts keine gesetzlichen Bestimmungen für einen von der Schule verantworteten Turnunterricht erlassen. Augenscheinlich sah man hier keinen Handlungsbedarf, weil sich – zumindest an den Gymnasien – seit 1828 Schülerturnvereine gebildet hatten, in denen sich die turninteressierten Gymnasiasten selbst organisierten. Diese Schüler-Turnvereine, die in ihrer Struktur den Jahnschen Turngemeinden ähnelten, sind als alternative Modelle schulischer Leibesübungen anzusehen."
Veröffentlicht durch
Technische Bereitstellung
Sprache
Land