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"Hof-, Adress- und Staatskalender, so die zeitgenössische Bezeichnung,
entstanden als neues Periodikum im 18. Jh. in vielen Territorien des
Reichs. Sie sind Resultat des Wandels vom patriarchalischen und damit
noch relativ überschaubaren zum bürokratisch und höfisch zunehmend
ausdifferenzierten Territorialstaat. Funktion und Struktur dieser
Kalendertypen, für die sich der Sammelbegriff "Amtskalender"
eingebürgert hat, sind ähnlich. Die Publikationen beginnen
typischerweise mit einem Jahreskalender, der häufig weitere Angaben wie
Heiligennamen, astronomische Ereignisse, Hof- und Kirchenfeste oder
Bauernregeln enthält. Im Zentrum steht ein Personalschematismus, der die
offizielle Aufbauorganisation des Hofs und der einzelnen
Territorialbehörden, vom Fürsten bis zum Schlossdiener,
widerspiegelt. Hieran können sich Personenverzeichnisse weiterer
privilegierter Gruppen bzw. Interessengruppen wie Hofchargen,
Domkapitel, Landstände oder Orden anschließen. Am Ende der Publikation
finden sich mitunter Informationen über Postverbindungen oder Münzkurse,
historische Abhandlungen über herausgehobene Ereignisse oder
Beschreibungen einzelner Regionen und Städte des Territoriums - kurz:
nützliche und unterhaltsame Beigaben zum Kalenderteil. Infolge ihres
jährlichen "Verfalls" sind Amtskalender heute sehr selten anzutreffen.
Das Projekt "Hof- und Adresskalender geistlicher Territorien des 18.
Jhs." macht über 30 dieser Kalender online zugänglich - sozusagen im
Rahmen einer Nachnutzung: Von den hier aufgeführten Kalendern aus einer
Privatbibliothek sind bereits vor einigen Jahren reine Arbeitskopien,
also ohne Absicht einer späteren Publikation und systematische Auswahl,
angefertigt worden. Diese überlieferten Papierkopien dienten dann 2009
als Vorlage für diese Digitalisierung, bei der die mitunter schlechte
Qualität bzw. Unleserlichkeit abgewogen wurde mit dem Mehrwert einer
Online-Präsentation. Da keine Ersatzkopien der schlecht oder gar nicht
lesbaren Stellen mehr angefertigt werden können, bitten wir, die
Einschränkungen in der Lesbarkeit zu entschuldigen. Es bleibt zu
wünschen, dass unleserliche Stellen ausgetauscht und fehlende
Exemplare sukzessive ergänzt werden."
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