"Die Polarregionen waren neben dem Weltraum eines der letzten unerschlossenen Territorien in einem globalen, geostrategischen Machtgefüge, auf die sich die Aneignung und Kolonialisierung von Räumen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richtete. Ziel dieser Studie zur deutsch-deutschen Polarforschung ist es, eine Wissenschaftsgeschichte des Kalten Krieges unter raum- und umweltgeschichtlichen Prämissen zu schreiben. Die im Kalten Krieg konstituierten Räume und Wissensbestände bilden eine wesentliche Voraussetzung für die Wahrnehmung einer globalen Klima- und Umweltproblematik. Dieser Transformationsprozess der Polarforschung von einer Cold war Science zu einer umweltpolitisch motivierten Wissenschaft wurde, so die Ausgangsthese dieser Arbeit, maßgeblich von den beteiligten Wissenschaftlern geprägt. Welche Transfer- und Rückkopplungsprozesse lassen sich zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit feststellen und inwiefern trägt die Wissensproduktion der Polarforschung zu einem neuen, holistischen Verständnis des Systems Erde bei? Im Zentrum stehen die raumkonstituierenden Praktiken und Orte der Forschung im Rahmen glaziologischer und meteorologischer Forschungsprojekte. Der Transfer dieses Wissens und die damit einhergehenden Strategien der Polarforscher an der Schnittstelle von Medien und Politik werden am Beispiel der Polarforschung der Bundesrepublik und der DDR verfolgt, um die Herausbildung einer globalen Umweltproblematik als historischen Prozess zu analysieren. Aufgrund des transnationalen und interdisziplinären Charakters der Polarforschung ist ein integraler Ansatz erforderlich, der die Kooperationen deutscher Wissenschaftler im Rahmen französischer, russischer und amerikanischer Expeditionen verortet."
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