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Dissertation von Wolf Borchers (2003): "Die Thematik "männliche Homosexualität" ist in der deutschsprachigen Dramatik während der Periode der Weimarer Republik in einer zuvor nicht gekannten Häufigkeit und Deutlichkeit behandelt worden, was entscheidend zur Öffentlichkeit der Diskussion über Homosexualität beigetragen hat. Diese Entwicklung ist maßgeblich beeinflusst von den allgemeinen Zeitströmungen: Demokratisierung, Interesse an der sexuellen Thematik im allgemeinen, nicht zu vergessen die enorme Bedeutung der Theaterlandschaft in den zwanziger Jahren.
Im Ganzen lässt sich die Bandbreite der Thematisierung von Homosexualität in der Dramatik in drei Phasen gliedern:
1) Expressionismus
Analog zur experimentellen, explosiven Richtung des expressionistischen Stils findet auch Homosexualität ihre provokante, triebbetonte, stark sexualisierte, den Skandal nicht scheuende Ausrichtung in ausgesprochen unterschiedlichen Wertigkeiten - die wichtigsten Stücke dieser Richtung stammen von Autoren wie Brecht, Bronnen, Jahnn.
2) Die "goldenen" Zwanziger
Im Zuge einer Vermodung von Sexualität bekommt auch Homosexualität fast einen selbstverständlichen, unspektakulären Charakter, was sich in Werken einer neuen Generation von Autoren wie Klaus Mann zeigt. Bahnbrechend sind die "Tendenzstücke" gegen den Paragraphen 175 im Rahmen der Zeittheaterwelle: Alle haben stark realpolitische Argumentationen und vermeiden sexuelle Provokationen (Bruckner, Lampel).
3) Weltwirtschaftskrise und Faschismus
Mit der finanziellen Krise der Theater und dem politischen Niedergang geht auch ein erlahmendes Interesse an homosexuellen Inhalten einher, in Folge wird im antifaschistischen Theater zuweilen mit dem Klischee des schwulen Nazis operiert, zuweilen jedoch auch sehr scharfsichtig die Doppelmoral analysiert (Brecht, Jahnn, K.Mann). Das Theater des Nationalsozialismus eliminiert das Thema durchaus nicht gänzlich von der Bühne, nutzt es in der Verkleidung historischer Stoffe vielmehr zu eine
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